Frühjahr 2016 - Nashira

Nashira
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Frühjahr 2016

Logbuch
im Vorfeld
Die letzten Tage vor unserer Abfahrt in die Ferien sind ziemlich angespannt. Im Büro gab es einschneidende Umstrukturierungen und Cornelia und ich sind nun auf uns selbst abgestellt. Das bedeutet auch, dass wir alles selbst erledigen und auch für unsere Ferienabwesenheit vordenken müssen. Kommt dazu, dass wir uns für einen Wettbewerb angemeldet haben. Die Abgabe ist zwar erst am 20. Mai, doch wir hatten uns zum Ziel gesetzt, vor den Ferien fertig werden. Samstag nach 22:00 Uhr entscheiden wir, den Rest nach den Ferien zu erledigen. Es gibt noch etwas zu Nacht, dann ab ins Bett. Gepackt wird am Morgen.

01.02.2016, Zürich - Kiel - Schwentinemündung
Langsam wird es schon fast zur Gewohnheit :-). Ohne Hast und genügend früh so dass es noch locker zu einem Kaffee im Hauptbahnhof reicht, steigen wir in den bereitstehenden Ersatzzug nach Basel. Irgendwie war die Komposition aus Deutschland nicht rechtzeitig in Zürich erschienen. In Basel heisst es umsteigen in einen Zug Richtung Köln. Unterwegs steigen neue Fahrgäste zu. Sie haben reservierte Plätze. Das macht uns die Dame matronenhaft klar. Selbstverständlich machen wir Platz. Kaum ist alles verstaut und die Gemüter etwas beruhigt, tauchen Bekannte der beiden auf und bedeuten, dass es im Wagen weiter vorne offenbar viel Platz hat. Die Herrschaften ziehen mit ihrem Gepäck von dannen und wir haben wieder unsere Ruhe.
Unterwegs dann die Durchsage, dass in Frankfurt Anschluss nach Kiel besteht. Tatsächlich, ein Zug mit alten Wagen der Deutschen Bahn mit dem hohen engen Einstieg und der Bodenklappe bei der Türe. Angschrieben 1-Klasse. Die reservierten Plätze können wir uns an den Hut stecken und irgendwann stellen wir auch fest, dass in dem Wagen nicht drin ist was drauf steht. An  der Schiebetüre zum Abteil findet sich ein Kleber mit der Aufschrift 2. Klasse. Nur sieht man den nicht, wenn die Türe offen steht. Der einzige Erstklasswagen ist am anderen Zugende, für uns nicht erreichbar. Der Zug ist proppevoll und es hat, so scheint es, ausser dem Lockführer, wenigstens zu Beginn, kein Personal. Das wird unterwegs laufend aufgestockt. An Verpflegung oder Getränke ist nicht zu denken. Dazu ist der Zug nicht ausgerüstet. Das ergibt etwas lange 8 Stunden Bahnfahrt.
Trotz Alter der Komposition und der Umstände sind wir erstaunt Kiel nur 45 Minuten später als geplant zu erreichen. Einziger Wermuthstropfen: An eine Arbeit am PC war nicht zu denken, da weder Strom noch Internet möglich war.
In Kiel am Bahnhof ein Döner und ein Bier in die Hand und ab auf den Bus nach Wellingdorf an die Schwentine. Die letzten vielleicht 800 Meter geht es zu Fuss.
Dann, welche Überraschung! Nashira liegt geputzt und aufgewärmt am Steg. Malte hat dafür gesorgt. Ja, und auch die Bettdecke, das Dinghi und der Aussenborder liegen bereit. Das mitgebrachte neue Leintuch passt... es ist fast wie zuhause. Perfekt. Nach einem Glas Wein sinken wir müde und erschöpft ins Bett.

02.05.2016, Kiel
Wir richten uns ein. Cornelia ist gesundheitlich etwas angeschlagen, wen wunderts. Das Wetter ist traumhaft. Nach Frühstück und Einkauf erwarten wir um 12:00 Jörg Drexhagen, einen Funkspezialisten. Wir möchten von ihm die Kurzwellenfunkanlage von Nashira richtig installiert wissen. Wir denken, eine kurze Sache, doch es wird Abend bis Jörg wieder von Bord geht und.. die Sache ist noch nicht ausgestanden. Die Antenne am Backstag ist auch zu kurz montiert. Auch das werden wir noch richtigstellen müssen. Er hat viele Fehler gefunden, neben falsch eingesteckten Steckern, fehlendem GPS-Anschluss war die Anlage auch nicht geerdet und es fehlte eine Antenne. Ärgerlich und Kosten, mit denen wir nicht gerechnet haben.
Am Abend taucht Malte auf, wir reden lange im Cockpit. Es wird ziemlich kalt und durchfroren ziehen wir uns anschliessend ins Innere zurück.

03.05,2016, Kiel
Es ist kühl, windig und ab und an mal nass. Heute sollte um 10:00 Uhr der Servicetechniker für den Volvo Penta vorbeisehen und den anstehenden Service machen. Leider hat er den Termin verhängt. Nach einem Telefon müssen wir weiter sehen. Wir entschliesen uns nach Kiel in die Stadt zu fahern, denn da warten in der Segelkiste noch ein paar Stiefel für Cornelia. Da erreicht uns dann der Anruf, dass der Servicetechniker unterwegs sei... zum Glück ist das Schiff offen, und als wir am Abend zurück kommen, scheint der Service gemacht. Später, ich erhole mich gerade etwas im Bett, taucht Malte nochmals auf und erzählt von sich. Er hat uns ein paar Fender und Seile mitgebracht und will morgen den Taucher in Laboe vorbei schicken, um das Unterwasser von Nashira doch noch auf Vordermann zu bringen.

04.05.2016, Kiel - Laboe
Wie vorhergesagt, das Wetter ist wunderbar, Sonne, wenig Wind. Ideal die Vorsegel zu setzen. Dann lösen wir all die Seile, die die Nashira über den Winter an Ort gehalten haben. Ein ziemlich aufwendiges Unternhemen mit vor und zurück und links und rechts. Mühsam, wenn Seile anderer Boote über den eigenen liegen. Am frühen Nachmittag ist das geschafft. Gerade in diewsem Moment tauchen die deutschen Zollbehörden auf und wollen unsere Unterlagen überprüpfen. Ungeschicktz bewegt der Oberzöllner sich an Bord, zu,m Amüsement seiner Atlaten. Schnell hat sich das Thema erledigt, denn die Nashira hat eine reine Weste bezüglich der Mehgrwertsteuter in der EU. Etwas unsicher und nervös fahren wir aus der Box und tuckern unter Motor Richtung Laboe. Da finden wir Platz an unserem bevorzugten Steg und legen gekonnt, wie im Buch "stressfrei Segeln" beschrieben, mit einer Leine mittschiffs auf Slip, ohne Hast, an. Bernd Meyborn, unser Segelmacher, taucht nach unserem Anruf mit seinem Schlauchbot auf und hilft uns, nach einer längeren Diskussion über die deutsch Politik, er ist da mit der aktuellen Entwicklung nicht so begeistert, das Gross setzen. Dazu hat er den Layzybag mitgebracht, den er uns über den Winter hätte richten sollen.. hätte. Ja, ein Teil ist gemacht, der ganze Anschluss zum Mast fehlt. Da wir das Teil brauchen und morgen los wollen, bleibt uns nichts anders übrig, als alles zu montieren. Etwas unschön. Letzendlich müssen wir auch die falsch verlegten Reffleinen noch in Ordnung bringen. Dann reicht es noch für einen Einkauf, da wir ja morgen eigentlich vor haben, in Richtung Flensburg abzulegen. Nach dem langen, anstrengenden Tag gönnen wir uns ein Nachtessen im Restaurant der Baltic Bay.

05.05.2016, Laboe
Wir bleiben noch einen Tag, geniessen das schöne Wetter, erholen uns langsam von unseren Unbefindlichkeiten. Wir ergötzen uns an dem Treffen der Männer mit ihren Rennbooten, sind etwas bedrückt vor den lauten kampfähnlichen Rufen aus dem nahen Wald. Es ist Auffahrt und offenbar auch Vatertag, der hier in der Gegend auch mal ein bisschen ausufert, wie wir in den Nachrichten vernehmen.

06.05.2016, Laboe - Sonderborg
Jetzt gilt es ernst, die Segel sind bereit und bei gutem Wind geht es raus in die Kieler Förde. Noch klappt nicht alles. Eine der Reffleinen ist nicht richtig befestigt und wir müssen das Gross nochmals herunter nehmen. Doch dann nehmen wir Fahrt auf und es geht mit 6 - 7 Knoten Fahrt (ohne geputztes Unterwasser!) in Richtung Dänemark, wo wir gut 7 Stunden später im Hafen von Sonderburg ankommen. Für die erste Nacht müssen wir ins Päckchen gerade vor dem Schloss. Der Hafen ist ziemlich voll.

07.05.2016, Sonderborg
Nach erholsamer Nacht in der kuschligen Koje und neuem Anlegen direkt an der Mole, machen wir uns auf Entdeckungsreise der Geschichte Dänemarks, ja letztendlich auch jener vom aktuellen Europa. Hier, mit dem Sieg der Preusen über die Dänen 1864 wurden die Grenzen neu definiert und die Macht der Dänen erheblich reduziert. Zu sehen gibt es die alten Schanzen und ein Museum. Auf dem Rückweg auf der Königsallee stocken wir vor allem unsere flüssigen Nahrungsmittel auf. Nach dem Vesper verpassen wir es rechtzeitig noch ins Schloss zu kommen.
Auf dem Rückweg vom Schloss, dann eine Begegnung der besonderen Art. Wir haben ein Segelschiff mit Schweizer Flagge, die Gingembre aus Genf, entdeckt. Sie lag im Päckchen und musste dem am Quai liegenden Boot die Wegfahrt frei machen. Wir entschlossen uns zu warten um ihnen beim Anlegen zu helfen. Doch das kam anders. Wir wurden unwirsch zurechtgewiesen, nur ja nicht zu helfen. Sie könnten das schon selber. Beim späteren Treffen vor der Eisdiele war dann die Erklärung, dass gemäss den Satzungen ihres Schweizerischen Segelclubs CCS aus versicherungstechnischen Gründen eine fremde Hilfe abzulehnen sei. Nun, während unserer ganzen bisherigen Seglerei ist uns noch nie eine solch unfreundliche Begegnung untergekommen. Und das von eigenen Landsleuten. Wir schüttel nur den Kopf. Einander helfen ist doch zentral und es entstehen dadurch immer wieder neue Kontakte, ein Austausch, eine Begegnung.
Den Abend verbringen wir bei LED-Kerzenlicht in unserem Cockpit. Ich komme mir fast vor wie in Zeiten von St.Tropez, wo die Reichen mit ihren Schiffen vor Anker lagen. Die Touris schlendern dem Quai entlang, bestaunen die schönen Schiffe, geniessen die Atmosphäre. Wir sind ein Teil von diesem Zirkus.

08.05.2016, Sonderborg
Noch geht es nicht los. Entgegen unserm Plan bleiben wir noch einen Tag, besichtigen das Schloss und geniessen die Sonne und den Wind auf dem Schiff.
Das Schloss gibt uns einen weiteren Einblick in die Geschichte und das Leben hier an diesem Brückenkopf, dem engen Weg in Richtung kleinem Belt. Einiges ist Wiederholung. Interessant sind die Modelle zur Entstehung und Veränderung des Schlosses. Leider ist am heutigen Zustand nicht mehr viel Geschichte ablesbar. Dann gibt es natürlich wieder ausgiebige Berichte übder den deutsch-dänischen Krieg, Uniformen, Waffen, Modelle. Auch der erste Weltkrieg und die Abstimmung über die Zugehörigkeiten der Gebiete zu Deutschland resp. Dänemark 1920 wird eindrücklich beschrieben.  Die Bildersammlung lassen wir aus. Der Rundgang ist in einem Tag fast nicht zu machen.
Zurück auf Nashira gibt es etwas zwischen die Zähne und natürlich auch ein Bierchen. Ich finde Zeit etwas weiter an diesem Bericht zu schreiben und Cornelia versucht sich am besseren Verlegen der Reffleinen. Am Abend sitzen wir draussen, besprechen die Route nach Flensburg und geben diese am Plotter ein.

09.05.2016, Sonderborg - Flensburg
Wir lassen uns wecken und geniessen ein Frühstück an Deck. 10:45 legen wir Richtung Flensburg ab. Wir fahren mit Gross und Genua bei moderatem Wind. Ausgerechnet bei Hollnis, in einer engen und S-förmigen Strecke, frischt der Wind auf. Nashira wird ziemlich luvgierig und lässt sich gerade noch halten. Schwiegermutter lässt grüssen (So heisst die eine rote Tonne 6 an der engsten Stelle, von den hiessigen Schwiegermutter genannt. Da darf man nicht schnippeln, sons läuft man auf Grund). 2 Stunden später, nach einem unrühmlichen Manöver kurz vor dem Hafen (wir wollen die Segel bergen und bringen es tatsächlich fertig zu halsen. Cornelia muss dabei das Gross fieren und hat Glück, dass ihre Hand nicht gröbere Verletzungen davon trägt. Was wir eigentlich schon im Vorfeld wussten. Man sollte nicht kopflos das Selbe tun wie der Segler vor einem), legen wir im Gästehafen in Flensburg an. Wir liegen in der Hafenanlage vor dem Quai wo sich vor allem junge Leute treffen, und werden von unserem Hafennachbarn, Peter David „Pete“ Sage der Gruppe Santiano, mit einem Bier freundlichst empfangen. Ein interessantes Gespäch über Hoch- und Tiefs im Leben, Erfolg und Misserfolg. Nanch längerem Spaziergang und ersten Informationen zur Gerschichte (Handelsstadt bis nach Westindien. Bekannt für Rum) durch die Stadt gibt es ein währschaftes Essen (Spareripps) im Brauereihaus am Hafen gerade gegenüber der Nashira.

10.05.2016, Flensburg
Wie entsorgen wir richtig in Deutschland? Diese Frage haben wir uns schon ab und an gestellt, heute gibt es die Probe auf's Exempel. Alles wird eingepackt, in die Rucksäcke verpackt. Papier und Plastik ist einfach, gleich um die Ecke beim Hafenmeister. Dann geht los in die Stadt. Wo kann man Lebensmittel einkaufen? Da müsste man doch auch Glas entsorgen können. Irgend mitten unter den alten Häusern findet sich dann, nach Rückfrage, ein Einkaufscenter und tatsächlich, in dem Robotter verschwindet Glas und Pet .. nur unsere Weinflaschen, die will er nicht. Die wandern dann, nach dem Einkauf, mit uns zurück zur Nashira und finden ihren Platz hinter dem Hafengebäude im Glascontainer.
Am Nachmittag nehmen wir den Kapitänsweg unter die Füsse. Ein Rundgang durch die Stadt mit diversen Informationstafeln zur Geschichte und Entwicklung. Die Nähe zu Dänemark ist spürbar. Vieles ist nicht mehr so wie es war, so sitzen auch die Frauen, die strickend ihre Dienste anboten, nicht mehr in ihren Fenstern an der Oluf Samsung Gang. Doch die Strasse mit ihren alten kuscheligen und verwinkelten Häusern ist echt sehenswert. Kaffee und Kuchen gibt es im historischen Hafen wo ein paar sehenswerte Boote liegen und restauriert werden.

11.05.2016, Flensburg - Sonderborg
Wir nehmen es gemütlich, die Wetterprognosen sind gut. Gegen 10:30 legen wir ab und segeln los. Ziel ist Sonderborg. Für die Engstelle bei Hollnis bergen wir die Segel. Wir wollen da kein Risiko eingehen. Andere schnippeln messerscharf um die Bojen. Es hat zügig Wind und wir müssen aufkreuzen. Die Wenden klappen ausgezeichnet. Ohne Umstände legen wir in Sonderborg an. Man kennt die Situation ja bereits. Ein Segeltag wie man ihn sich wünscht.

12.05.2016, Sonderborg - Eckernförde
Das ist nochmals ein rechter Schlag. 32 Seemeilen. Der Wind frischt auf und wir peilen den Leuchtturm an der Ausfahrt der Förde an. An dem müssen wir links vorbei. Das passt gut, doch pötzlich tauchen rote Fähnchen auf...  Fischernetze ... und wir mitten drin. Beim ersten kommen wir sauber durch, dem zweiten können wir nach rechts ausweichen. Leider verlieren wir dadurch an Höhe und die Passage beim Leuchtturm könnte knapp werden. Doch es reicht. Wir ziehen nahe, eher sehr nahe, daran vorbei. Etwas später kommt die Mündung der Schlei in Sicht. Der Wind lässt nach und auf Höhe des Sperrgebietes der Marine starten wir den Motor für etwa 2 Stunden. Dann geht es rechts ab nach Eckernförde. Eine etwas spezielle Förde mit vielen Sperrgebieten für U-Boot- und Tropedotraining und Marineanlagen. Beidseitig entlang dem Ufer reiht sich ein Wohnwagenpark an den anderen. Die gelben Rapsfelder leuchten zwischen den inzwischen grünen Bäumen. Dann vor uns Eckernförde, rechts um den Marinestützpunkt und dann in einer scharfen Kurve hinen in den Stadthafen. Wir sind wieder einmal an prominenter Lage direkt am Quai und werden vom Hafenmeister freundlich empfangen. Cornelia hatte uns telefonisch angemeldet und er hat uns auf dem AIS verfolgt und den Platz reserviert. Nashira findet hier viel Beachtung und wir staunen über das Treiben auf dem Quai. Da gibt es eine Minifilmcrew, Später kommen Fotographen, parkieren ihr Auto auf dem Quai, dann Fischer und ab und an Spaziergänger, Fahradfahrer oder Jogger. Wir sind etwas eingeparkt zwischen einem riesigen Motorboot und der Quaimauer, haben aber eine schöne Ausicht auf die gegenüberlliegende Seite der Stadt. Wir richten uns ein und lassen den Tag gemütlich ausklingen.

13.05.2016, Eckernförde
Wir geniessen das Frühstück draussen im Cockpit und räumen etwas auf. Schliesslich erwarten wir ja Besuch.  Nach dem Mittagessen machen wir uns auf zu einem Stadtrundgang mit Einkaufstour. Wir sind uns einig. Eckernförde ist sehenswert und hat eine ansprechende Atmosphäre. Wir decken uns im nahen Bootsladen mit ein paar Utensilien ein und schlendern durch die Stadt. Bei Kaffe und Kuchen schlägt das Wetter um, wir flüchten in den nahen Sky, dann prasselt es los. Noch sind wir am Einkaufen, da meldet sich Otto. Er steht mit Annelise und ihren Freunnden an einem Stand der Chilbi (Aalregatte). Der Regen lässt etwas nach, wir finden uns bei dem Stand und laden alle zu einem Besuch auf Nashira ein. Am Morgen frisch geputzt steht sie nach dem Regen verschmutzt und unansehnlich da. Doch was solls, wir geniessen eine gesprächige Runde an Bord. Mit Tipps für Speis und Trank verlassen Cornelia und ich nochmals das Schiff und schlendern bei inzwischen wieder trockenem und anfänglich nicht zu kühlem Wetter durch die Stadt. Gegen 21:00 Uhr nehmen wir dann die Einladung von Monika und Robi wahr und verbringen den zu Ende gehenden Tag bei angeregten und herzlichen Gesprächen.

14.05.2016, Eckernförde - Kiel, Schwentine
Das wird ein etwas schwieriger Tag. Wir verabschieden unsere Freunde rund um Otto Andereg die uns bei Regen noch am Quai besuchen und versuchen dann, aus dem Hafen zu kommen. Das gestaltet sich bei dem Wind und der etwas ungünstigen Geometrie der Hafenausfahrt heikel. Cornelia und ich sind uns über das Vorgehen nicht einig. Am Ende entscheidet die sponatne Reaktion auf die Situation die nach dem Verholen entsteht. Das Glück und langsam auch die Routine, stehen auf unserer Seite und wir kriegen die Kurve. Das Wetter ist durchzogen, der Wind böig. Wir hissen das Gross und die Fock und segeln Richtung Kiel. Der Wind kommt von hinten und wir müssen halsen, mein "Lieblingsmanöver". Wir haben es langsam gut im Griff. Dann kommen sie, die Boote der Aal-Regatta. Wir sind gerade Ausgangs Förde. Es klappt gut und gibt keine wirklich heiklen Situationen. Doch was passiert denn da am Horizont? Ein Meer von weissen Segeln. Das Land dahinter ist kaum mehr auszumachen. Ist das die Nachhut der Reagatta? Kommen die uns jetzt alle entgegen? Wie können wir da ausweichen, verkrümeln? Nun, es ist keine Nachhut. Es sind verschiedene Regattenfelder mit kleinen Booten in der Kieler Aussenförde. Anfangs ist schwierig auszumachen wer nun zu welchem Feld gehört. Mit einigem Glück finden wir den Weg dazwischen durch.
Weiter geht es Richtung Kiel. Jetzt sind es weniger die kleinen Sportboote sondern die Grossschiffahrt, die uns den Takt angibt. Nach ein paar saftigen Böen erreichen wir die Innenförde, bergen die Segel und tuckern unter Motor zur Schwentine. Eine bedrohliche Wolke steht über Kiel.
Fahren wir jetzt vorwärts in die Box, oder rückwärts? Wie legen wir die Taue, damit das Manöver klappt? Cornelia und ich sind uns nicht einig, wir steigern uns gegenseitig in eine Nervosität und würden die Nashira eigentlich am liebsten mitten in der Schwentine stehen lassen. Nachdem wir einige Male auf und ab gefahren sind, entscheiden wir uns beherzt vorärts einzufahren. Cornelia kann das Tau über die Dalbe auf der Steuerbordseite legen, schafft das selbe auch backbordseitig. Jetzt können wir langsam nach vorne, das Tau Steuerbord verheddert sich in der Klampe, kurz Schub rückwärts, Cornalia kann das lösen, springt auf den Steg.. eigentlich alles prefekt, fast. Die Kommunikation unter uns in der angespannten Situation ist leider nicht ganz so toll. Jeder setzt sich zwar nach seinem Können ein, doch wir sind so auf uns konzentriert, dass wir zu wenig mitbekommen, was der andere tut und wo man allenfalls noch helfen müsste. Beide sind etwas überreizt und es dauert eine Weile, bis wir uns wieder haben. Wir essen an Bord und beenden etwas frustriert den Abend nach einer heftigen Diskussion über Geometrie und Kräfte bei Anlegemanövern.

15.05.2016, Kiel, Schwentine
Wir nehmen es gemütlich, schlafen aus. Der Frust hat sich gelegt und wir haben uns versöhnt. Malte schaut am Mittag vorbei damit wir mit ihm die offenen Pendenzen besprechen können. Nach interessanten Gesprächen, vor allem über die aktuelle politische Situation mit den Flüchtlingen und dem damit verbundenen Rechtsrutsch, aber auch über die Ausrüstung der Nashira, verlässt er uns, nachdem ihn seine Frau bereits vermisst hat, nach 15:00 Uhr wieder. Wir bereiten Nashira auf den Sommer vor, räumen auf. Malte wird sie morgen noch drehen, damit sie wieder richtig vertaut werden kann und er wird sie im Sommer auch mal bewegen, das Unterwasser machen und einfach zu ihr schauen. Am Abend essen wir beim Koreaner in Wellingdorf.

16.05.2016, Kiel - Zürich
Heute Morgen heisst es packen. Alle Seeventile sind wieder zu, dieses Mal auch das Gas abgestellt, alle Luken dicht. Pünktlich 10:00 Uhr gehen wir von Bord und marschieren Richtung Busstation. Dann, welch Überraschung. Malte kommt uns mit dem Auto entgegen und chauffiert uns zum Bahnhof. Wir haben noch genügend Zeit für einen Kaffee beim Schiffahrtesmuseum und eine kurze Besichtigung seiner "Sprotte". Entspannt ereichen wir den Bahnhof. Der Zug ist vorerst ziemlich leer, doch ab Hamburg platz er fast aus allen Nähten. Der Speisewagen ist voll, wir verpflegen uns am Platz. Nach Mannheim wird es etwas lichter.


29.05.2023
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