Sommerende 2022 - Nashira

Nashira
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Sommerende 2022

Logbuch
im Vorfeld
neben der Philippi Tankanzeige und dem Silentwindcharger wurde uns auch die Lieferung der Nuss für die Ankerwinch in Tallinn bestätigt. Nach dem Geburtstagsfest zum 60gsten von Röbi und der Abgabe unsres Rollers und der Kaffeemaschine zur Reparatur rückt der Ferientermin näher. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt nach wie vor, dafür ist Corona im Moment kein Thema
Zürich - Tallin (Riga) 02.09.22
Wir fliegen wieder einmal mit der AirBaltic von Zürich via Riga nach Tallin. Diesmal klappt es tadellos. Am Flughafen erwartet uns der bestellte Mini (leider nicht rot) und wir machen uns auf zum Hafen wo es auf Nashira, wie sollte es anders sein, Spaghetti zum Nachtessen gibt.
Tallin - Tartu - Tallinn 04.09.22
Was macht man, wenn man schon ein Fahrzeug hat? Wir entscheiden uns für eine Fahrt nach Tartu. Das Land ist flach, weit, fast keine Gebäude, die knapp 200 km ziehen sich in die Länge. Es herrscht Aprilwetter, neben schönen Abschnitten gibt es zwischendurch rechte Schauer, es ist nicht sonderlich warm. Nach der Besichtigung des Doms genehmigen wir uns etwas Warmes im kleinen Pavillion im Dompark. Dann schlendern durch die Universitätsstadt, den reichen botanischen Garten, zurück über den Rathausplatz, wo wir den Vorbeizug des Platzregens mit einem Bier abwarten. Nachtessen gibt es in einem eher russischlastigen, aber durchaus guten Grillrestaurant.
Kakumae 05.09.22 - 08.09.22
Die ersten Tage verbringen wir im Hafen. Die Tankanzeige von Philippi ist schnell montiert, dafür machen die Batterieanzeigen schlapp. Auch der Windgeni kommt mit dem neuen Charger wieder in Fahrt. Am Montag holen wir dann noch die Kettennuss, die in wenigen Minuten montiert ist, und bringen das Auto zurück. Fehlt noch etwas? Ja, die Bilge bei den Batterien ist mit Batteriesäure verschmutzt, wir haben ein Hin- und Her mit dem Hafenmeister, Martin Tuul und dem Volvo Penta Service. Wir waren nicht zufriden mit Roul, den uns Martin vermittelt hatte, aber Martin ist nicht so glücklich, wenn wir den Motorenservice von Volvo Penta, die auch im Hafen sind, für das Einwintern engagieren wollen.
Dann wollen wir mit Nashira ja so spät als möglich aus dem Wasser, unser Rückflug ist am Montag 19.09.22. Leider ist der spätest mögliche Termin am 16.09.22. Da bleibt dann halt nichts anderes übrig, die letzten Nächte in Nashira auf dem Bock zu verbrinegn... doch es wird anders kommen..
08.09.22 Kakumae - Lohusala
Am Mittwoch stimmt dann das Wetter, es ist sonnig, noch einigermassen warm. Wir starten um 14:00 Uhr in Richtung Lohusalu wo wir 18:10 längsseits an der Quaimauer anlegen können. Der flaue Wind aus ost-nordost wäre ideal für den Parasilor, doch es ist nichts installiert, wir haben wenig Ahnung mehr wie das gehen würde. Wir scheuen den Aufwand. Der Hafenmeister in Lohusalu vermittelt uns neben dem Hafenticket auch gleich die Sauna zu total 28 €, da kann man nicht meckern. Wir saunieren zu zweit, das ist wohl in der Saison anders.


09.09.22 Lohusala
Eigentlich wollte wir ja gleich weiter, doch ein Blick in die Wetterprognosen verrät uns, dass das Wetter am 13.09.22 umschalgen wird, regnerisch, stürmig, unbeständig. Da wir Nashira aber für den Winter vorbereiten wollen und die Segel nicht nass einpacken wollen heist das, dass wir spätestens am 11.09.22 zurück sein müssten. Wir entschliessen uns für einen Tag auf Lohusalu, mieten uns Fahrräder, radeln nach Keila-Joa und entdecken dort einen wunderbaren Park mit Wasserfall. Das ist doch einigermassen ersatunlich, da das Land sehr, sehr flach ist. Zu essen gibt es hier nichts, als fahren wir zurück nach Laulasmaa wo wir im Spa zu Kaffe und Kuchen landen. Von da ist es dann nicht weit zum Museum von Arvo Pärdi Keskus, einem uns bisher nicht bekannten Musiker, wo wir beeindruckt den restlichen Nachmittag verbringen. Zurück im Hafen gibt es dann ein sehr feines Nachtessen im Hafenrestaurant. Das ist ein muss, wenn man da anlegt! Im übrigen, der Hafen ist 24 Stunden bewacht, wortwörtlich. Es gibt eine Kommandozentrale fast wie in einem Flughafen und die Besatzung wechselt sich ab in Schichten.


10.09.22 Lohusala - Naissaar
Wir haben auch die zweite Nacht am Quai gut überstanden, wenn auch der Hafen nach südosten, von wo der Wind weht, offen ist. Beherzt abgelegt, sonst kommen wir nicht an der Hafenmole vorbei, zeiehen wir Richtung nordosten und wollen auf die Insel Naissaar, auch als Fraueninsel bekannt. Aufgrund der Windrichtung entscheiden wir uns, statt südlich der Insel hin und her zu kreuzen, mit einem Schlag über die Nordseite und dann in den Hafen von Naissaare Sadam. Das Wetter ist wunderbar und wir geniessen einen gemütlichen Segeltag. Im Hafen ist einiges los und wir finden Platz am Kopfende eines Steges mit kurzem, zu kurzem Ponton. Wären wir später gekommen, hätte es eher Platz gehabt. Normalerweise ist das ja umgekehrt. Der Hafen ist frisch aufgebaut, auch hier gibt es Sauna, die WC sind in Containern hinter dem Hafengebäude und es gibt ein kleines Restaurant. Trotzdem bleiben wir an Bord und lassen den Abend da ausklingen.


11.09.22 Naissaar - Kakumae
Wir mieten ein paar Fahrräder mit Ballonreifen und radeln nach norden in Richtung Leuchtturm. Cornelia hatte eine gute Nase, denn die Wege sind sandig und die Ballonreifen helfen da wirklich. Trotzdem, es ist einigermassen ansterngend, vorbei an an verschiedenen kleinen Häusern, Höfen, durch den Wald, entlang von Geleisen. Am Ende ein Schrottplatz, es liegt viel Müll herum und da, der Leuchtturm. Eine alte Frau, sie versteht nur russisch, holt ihren Neffen, oder Sohn, der uns knapp versteht, und verkauft uns 2 Tickets für den Turm. Wir sollen dann oben die Tür auf den Umgang wieder schliessen. Gesagt, getan, die 60 Meter hoch über eine Metalltreppe. Auf den Podesten erwarten uns Bilder einer vergangen Zeit. Die Insel war lange unter russischer Besetztung und es scheint fast, als hätten sie beim Abzug ihre Miutter da vergessen, die alte Frau mit den Tickets. So sieht auch ihr Haus aus, alt, am Verfallen und sicher nicht kuschelig warm. Trotzdem, der Garten ist, nach bestem Wissen, gepflegt und mit einer allfälligen Rente kann sie sich, ab der Zivilisation, über Wasser halten. Wir fühlen uns in einer anderen Zeit.
Der Ausblick da oben ist grandios und wenn man nicht Angst hat dass der Blechboden durchbricht und man schnell wieder unten wäre, kann man gut das ganze Panorama rundum geniessen.
Wir gehen wieder über die Treppe nach unten, schliessen die Türen und machen uns auf in Richtung süden, vorbei an alten Bunkern und Geschützstationen, durch endlosen Wald, entlang von Schienen, quer durch das Gestrüpp, bis uns Stacheldraht wieder auf den Weg zurück verweist. Die Insel hat Geschichte, war immer wieder besetzt. Die Bastionen waren nicht einmal fertig gebaut, wurden sie schon wieder zerstört. Die Russen hatten hier auf der Insel die grösste Produktionsanlage von Wasserminen von Europa mit unglaublich vielen Lagerhäusern, alles, durch den Wald, kreuz und quer, verbunden mit Geleisen zum Transport der Minen. Das alles ist noch sichtbar, eingewachsen, überwuchert, erinnert an den Film Platoon, eindrücklich und, im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, erschütternd.
Unterwegs, mitten im Wald, zwischen zerfallenen Lagerhäusern, entlang der Geise, die Räder schiebend, treffen wir auf ein Paar aus Tallinn, um die 55, die erzählen und von der Minenfabrik, von der wir bis dahin nichts wissen, erzählen von ihrem Boot, das sie gekauft haben und sich mit ihrem Hund noch nicht trauen, und von ihrem Häuschen in der Toskana, wohin sie mit dem Auto, ein -zwei Mal pro Jahr, in 5 Tagen hin, und auch wieder zurück fahren. Das ist wirklich unwirklich. Doch wir sind in der Realität, haben kein Hasch konsumiert, finden in den Hafen zurück und geniessen ein wohlverdientes Sandwich im Hafenrestaurant.
Doch der Tag ist noch nicht zu Ende. Um 16:30 Uhr legen wir Richtung Kakumäe ab, wir haben Rückenwind, segeln nur mit der Genua, geniessen die letzten Sonnenstrahlen und legen 18:10, nach einer Ehrenrunde im Hafen, das erste Manöver hat nicht geklappt, doch noch sicher an. Für dieses Jahr ist fertig mit Segeln.



29.05.2023
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