Herbst 2015 - Nashira

Nashira
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Herbst 2015

Logbuch
im Vorfeld
Wir haben nach unserer Rückkehr von Kiel verschiedene Häfen für einen Winterplatz angefragt und uns dann für einen Wasserplatz in der Kieler Schwentine-Mündung entschieden.

21.09.2015, Zürich - Kiel - Laboe
Wir fahren am Morgen früh zu Gummi-Furter und kaufen uns ein paar Meter Kunststoffschlauch um über den Winter die Taue zu schützen. Dann eine kurze Besprechung im Büro über die anstehenden Projekte und ab auf den Zug, Zürich ab 10:00 Uhr. Das Wetter ist herbstlich und wir rollen an noch grünen Bäumen und stehenden Maisfeldern entlang Richtung Norden. Fast pünktlich kommen wir 18:44 in Kiel an, finden den passenden Bus, schlingen noch kurz etwas zu Essen herunter...  und sind wenig später auf der Nashira, etwas überrascht, wie lose sie in den Leinen liegt.

22.09.2015, Laboe
Wir haben ein grosses Programm, wollen uns beim Hafenmeister an- und für morgen gleich wieder abmelden, einkaufen gehen, das Eherendenkmals für die gefallenen Marinesoldaten besichtigen, .. doch erst gibt es bei Britt am Hafenquai ein ausgiebiges Frühstück. Es regnet leicht. Wir gehen los, machen uns spontan auf den Rundgang in Laboe um die sogenannten "Rundlinge" zu besichtigen. Die Idee uns ein Winterverdeck schneidern zu lassen, wir haben im Hafen viele gute Abdeckplanen gesehen und sind überzeugt, dass der ansässige Segelmacher sein Handwerk beherrscht, kommt wieder auf . Das bringt unsere Termine etwas durcheinander da der Segelmacher unser Verdeck gleich beginnen und morgen um 10:00 Uhr eine erste Massaufnahme machen will. Wir verschieben die Abfahrt auf morgen Nachmittag.
Das Ehrendenkmal für die vielen Gefallenen Seemänner ist eindrücklich, macht nachdenklich und hat mit dem aktuellen Flüchtlingsstrom aus Syrien erstaunliche Paralellen zu der Massenflucht der deutschen vor der Roten Armee. Das ist nur gerade 70 Jahre her. Wir beenden den Tag beim Studieren der Unterlagen für die Schlei und dem Aktualisieren unserer Webseite.

23.09.2015
Die Butter haben wir zwar vergessen, trotzdem gibt es Frühstück auf der Nashira. Pünktlich um 10 erscheint der Segelmacher. Am Nachmittag findet die erste Anprobe des Verdeckts statt. Es passt, doch lässt sich nur mit vereinten Kräften einziehen... da braucht es eine Überarbeitung. Wir verabreden uns auf Morgen früh 10 Uhr.
Auch heute gibt es Regenschauer. Wir besichtigen das U-Boot welches beim Ehrendenkmal als Zeitzeuge liegt und geniessen den nicht so dicht gedrängten Tag.

24.09.2015
Nach wie vor in Laboe. Einerseits erwarten wir unseren Segelmacher, andererseits gibt es noch da und dort etwas zu erledigen. Die Wetteraussichten sind nicht soooo rosig, auf den Abend ist in Kappeln Regen angesagt. So bleiben wir, geniessen die Ruhe, die vorbeiziehenden Schauer, die wärmende Sonne. Unser Winterverdeck kommt um ein Uhr und passt wie angegossen. Am Abend kommt dann tatsächlich heftiger Regen, wir heizen ein und lassen den Tag bei Spiel und einem Glas Wein ausklingen.  

25.09.2015, Laboe - Schleimünde - Kappeln
Wir legen nach dem Mittag von Laboe ab und segeln zeitweise mit gut Wind bis 18 Knoten bis in die Schleimündung. Es ist unsere erste richtige Segelfahrt mit Nashira. Weiter geht es unter Motor die Fahrrinne der Schlei hoch bis Kappeln. Hier legen wir direkt nach der Brücke im Arnisser Secelclub an. (Achtung Strömung, ansonsten liegt man sehr gut)
Auf Empfehlung unseres Segelmachers verzehren wir Sparerips in der Bierakademie im alten Dorfteil in der Nähe der Kirche, bis uns die Ohren wackeln. 2/3 der Portion bleiben als Resten zum Mitnehmen. Müde und vollgefressen sinken wir in die Koie.

26.09.2015, Kappel - Schleswig
Zuerst besichtigen wir bei Tag die Altstadt und den Dom, welcher uns an Rendsburg erinnert, das gerade mal 35 km weg ist. Er kann den dänischen Einfluss nicht leugnen. Die Schlichtheit und dennoch die eigenartige Stimmung gefallen uns. Das Bekannteste jedoch von Kappeln ist die uralte Heeringsreuse, ein kunstvolles Weidegeflecht aus dem 15. Jhd, das Letzte weltweit.
Dann fahren wir weiter unter Motor bis zur Brücke von Lindaunis und von dort gemütlich unter Segel bis zu den Engen vor Missunde. Die Weiterfahrt unter Motor gestaltet sich wegen des Gegenlichtes der untergehenden Sonne schwierig. Mann und Frau sieht die Bojen kaum, geschweige denn deren Farbe. Wir legen in Schleswig direkt an der Pier an, sind nicht ganz sicher ob wir morgen früh weg sein müssen, da Schilder das Freihalten ab 8.30 fordern. Nun geniessen wir Kartoffeln und Käse an Bord. Mit einem langen Verdauungsspaziergang durch die, trotz Samstagabend fast ausgestorbene Stadt, beenden wir den Tag.
Dieses Wochenende ist es ein Jahr her wo wir unsere Rettungswesten und Beat seine Segeljacke in Friedrichshafen gekauft haben ohne zu ahnen, dass wir ein Jahr später mit dem eigenen Schiff unterwegs sein werden. Das war eine gute Eingebung!

27.09.2015, Schleswig - Haddeby
Nach gemütlichem Frühstückund mit Genehmigung des Hafenmeisters auf langes Liegen an der Pier, machen wir uns auf einen kulturellen Gang durch die geschichtsträchtige Zeit Schlewigs.
Dass die Wenden zur Gründung von Schleswig beitrugen da sie die alten Haitapuer (Wikinger) besiegten, ist nur ein kleiner Teil davon. Das grosszügige Schloss, der barocke Garten mit dem ersten Planetarium haben uns ins Staunen gebracht. Der alte Dom mit seiner tausendjärigen Geschichte runden diesen wunderbaren Eindruck ab. Das bayrische Geschunkel auf dem Dorfplatz und die sonntäglichen Einkaufsmeilen hinterlassen einen etwas skurileren Eindruck der Neuzeit.
Zurück auf der Nashira realisieren wir die prominente Lage direkt vor der Hafenkneipe. Das Ablegemanöver will gut vorbereitet sein. Elegant dampfen wir ein und schon zieht unsere dicke Dame ihre Spur durch das Wasser Richtung Haddeby. Dort werden wir bereits von Wilko, Antje und dem Hafenmeister erwaret. Passt sie in die für uns ausgewählte Box? Nein sie passt nicht! Mitdem zweiten Anlauf manövriert Beat die Nashira längs zum Steg unter den Mastenkran.
Beim Apéro und dem gemeinsame Nachtessen mit Wilko und Antje erhalten wir viele gute Tips für die Ostsee. Wer weiss, vielleicht treffen wir im kommenden Sommer die Jonathan und die Venga wieder auf Tour.

28.09.2015, Haddeby - Schleimündung
Wir müssen um 10:00 Uhr vom Steg weg sein. Die Herrschaften warten bereits, damit sie ihr Schiff entmasten können. Zack auf den Glockenschlag sind wir draussen und steuern Richtung Schleimünde. In der grossen Breite machen wir eine Trainingslektion mit Nashira. Wir üben drehen an Ort, vorwärts und rückwärts. Hier haben wir genug Platz, Zeit, und in der wärmenden Sonne ist das ein vergnüglicher Tanz auf dem Wasser. Doch dann geht es in die Schlei, zurück durch enge Windungen, vorbei an unzähligen grünen und roten Boien. Unterwegs macht uns dann Nashira etwas Sorgen. Sie meint, dass da etwas mit ihrem Ladestrom nicht in Ordnung sei und macht mit Alarm auf sich aufmerksam. "Notfallmässig" steuern wir den nahen Privatsteg an, zugegeben etwas unsanft, und schon stehen die Bewohner des nahen Schlosses am Steg. Aus eher abweisenden Worten wird dann aber ein freundliches Gespräch bis hin zur Einladung, doch das beim Schloss gelegene Häuschen zu mieten und Nashira am Steg zu belassen.
Zwischenzeitlich hat sich Nashira beruhigt, wir haben keinen wirklichen Fehler gefunden. So tuckern wir weiter Richtung Lindaunis, sind pünktlich bei der Brücke, weiter nach Kappeln. Auch hier öffnet sich die Brücke nach kurzer Wartezeit. Das letzte Stück ist etwas langatmig, geradeaus zwischen den Boien durch, dann die Einfahrt in den Hafen, den es in "Maritim Traffic" gar nicht gibt. Es ist ein Vogelschutzgebiet und nicht weiter erschlossen. Wir platzieren Nashira in einer der überbreiten Boxen, die zu etwas 80% belegt sind. Von Gabi und Hans-Dieter wissen wir, das das auch anders sein kann. Sie waren hier mit 4 Booten in einer Box und einem Boot hinten quer!
Wir geniesen den wunderbaren Abend an Bord und bei einem Schlumi im kleinen Restaurant.
Zurück auf dem Schiff bei einem Spiel werden wir durch heftigen Wellenschlag und einen Knall aufgeschreckt. Wir eilen an Deck, es schaukelt heftig. Auch alle anderen sind auf ihren Deck's. Einige Boote sind auf den Steg geschlagen, so auch Nashira, die dabei ihren Anker etwas verbogen hat. Sonst scheint nichts weiter passiert. Was ist geschehen? Rauch am gegenüberliegenden Ufer der Schlei. Ein Blaulicht. Ein schnelles Boot, das in Richtung der Rauchsäule prescht. Schnell ist klar, dass die Wellen von dem Rettungsboot kamen. Wir lesen Tage später, dass da in Boot gebrannt hat und später gesunken ist.

29.09.2015, Schleimünde - Kiel
Als wir endlich aus unserer Koie kriechen sind die meisten Boote schon weggefahren. Wir geniessen unser Frühstück an der Sonne auf Deck und ziehen dann elegant von dannen. Draussen in der Förde hiessen wir die Segel und gleiten bei wenig Wind Richtung Kiel. Zwischendurch helfen wir etwas mit dem Motor nach, sonst reicht es nicht bis Kiel. Der Weg um das Sperrgebiet bei dieser Windlage auf den Bug ist zu lang.
Es ist schon recht spät, als wir in die innere Förde gelangen, die Sonne geht langsam unter. Wir finden ohne Umscheife unseren Liegeplatz in der Schwentine, aber es ist nicht ganz einfach bei der Strömung die Nashira zwischen den Dalben zu platzieren. Im dritten Anlauf klappt es. Müde aber sehr zufrieden nach diesem wunderbaren Tag binden wir Nashira an und besprechen uns mit Jürgen Frommholz, der uns sehr freundlich empfängt, seine Dienste anbietet und uns die nächsten Einkaufsmöglichkeiten erklärt. Ja, wir sind nicht in Laboe, der Hafen ist einfach, die Toiletten sind ausserhalb, und es gibt nicht gerade ein Restaurant am Quai. Das Nachtessen geniessen wir beim Koreaner in Wellingdorf, wo wir im grossen Restaurant zu zweit freundlich bedient werden.

30.09.2015
Jetzt sind wir also da in dem Hafen, in dem Nashira den Winter vebringen soll. Es geht los mit den Vorbereitungen, damit sie das gut übersteht. Es ist nicht ganz einfach das zu organisieren, wer macht was, wann machen wir was.. ? Wo packen wir die Sachen hin? Wie geht das mit dem Einwintern vom Motor und Frischwasserleitungen? Beat hat einiges vom WEB herunter geladen, beginnt die Artikel zu lesen, Cornelia startet eine erste Aufräumaktionen. Am Nachmittag kommen die Vorsegel dran. Erst werden sie abgespritzt, dann, sobald sie trocken sind, von der Rollanlage abgenommen, gerollt und unter Deck versorgt. So wird es zügig Abend und wir gönnen uns zum Abschluss einen Spaziergang nach Wellingdorf um dort unseren Hunger mit einem Döner zu stillen.  

01.10.2015
Jürgen Frommholz sei Dank. Wir haben Seile und Gummidämpfer, mit denen wir Nashira fachgerecht festmachen können. Wir entschliessen uns, nach Lektüre der Unterlagen, einen Fachmann für Service und Einwinterung des Motors zuzuziehen. Das Wetter hält, es ist trocken, sonnig und für die Jahreszeit warm. Das motiviert uns, nachdem wir sehen, dass es in der Schweiz eher trüb und kühl ist, unseren Aufenthalt hier in Kiel um einen Tag auszuweiten und erst am Sonntag nach hause zu fahren.

02.10.2015
Heute haben wir zwei wichtige Termine. Am Morgen kommt jemand von Vovo Penta um uns den Motor einzuwintern (den Service will er erst im Frühjahr machen), am Nachmittag unser Segelmacher aus Laboe, der uns hilft das Gross herunter zu nehmen und Mass für die Anpassungen am Lasybag nimmt. Die übrige Zeit verbringen wir mit saugen, waschen, putzen, fädeln die Reffleinen aus dem Gross aus und gönnen diesen eine Süsswasserwäsche... und einem Grosseinkauf in der "Segelkiste" in Kiel. Wir besorgen für Nashira Frostschutzmittel für den Trinkwasserbereich, Silikon für die Gummidichtungen und sonst noch ein paar Notwendigkeiten. Cornelia und ich kriegen ein paar taugliche Segelstiefel.
Das Wetter ist nach wie vor toll, warm genug, um draussen zu essen und vor allem, wir können alles Gewaschene trocken verpacken.

03.10.2015
Unser "freier" Tag erweist sich als absolut notwendig. Wir waschen noch Seile, putzen und verräumen dies und das und eh wir uns versehen ist schon Nachmittag 15:00 Uhr ohne dass wir etwas gegessen hatten. Also gibt es nach dem Duschen noch kurz einen Salat, bevor wir uns in die Stadt aufmachen. Hier sind wir nicht ganz alleine. Deutschland feiert seinen 25ten Nationalfeiertag der Wiedervereinigung und ein Teil der Läden hat offen. Wir schlendern durch die Stadt, vorbei am Rathaus, Hiroshima-Gedenkgarten, Altstadt und Schloss. Zum Abschluss gibt es einen Teller Muscheln und etwas Blauburgunder in der Hafenanlage bevor wir uns auf den Rückweg zu Nashira machen.

04.10.2015, Kiel - Zürich
Wir lassen uns um 07:00 Uhr wecken. drehen uns nochmals kurz um, dann geht es aber los, Frühstück, packen, putzen, alle Lucken dicht machen, Frischwasser einwintern, Abfall entorgen. Die Zeit ist knapp bemessen, unser Ziel das Schiff um 10:00 Uhr zu verlassen, verpassen wir um 15 Minuten. Eilenden Schrittes erwischen wir dann doch den Bus, der uns nach Kiel zum Bahnhof bringt. Hier genissen wir in Ruhe Waffeln und einen Kaffee und begeben uns anschliessend auf unsere reservierten Plätze im Zug. Bei schönem Herbstwetter rollen wir Zürich entgegen. Der Zufall will es, dass Gabi und Hans-Dieter zur gleichen Zeit den NOK passieren, als unser Zug in Hamburg zwischenhalt macht. Ab hier ist der Zug fast auf den letzten Platz voll.
29.05.2023
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